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Montag, 30. November 2015

Prophetie: Befinden wir uns am Vorabend des Dritten Weltkriegs?

Prophetie: Befinden wir uns am Vorabend des Dritten Weltkriegs?

Bastian Behle

Nostradamus, Alois Irlmaier, Pater Pio, Madame Buchela, der Seher vom Waldviertel oder Mühlhiasl – von den einen als Scharlatane und Hochstapler verlacht, von den anderen ehrfürchtig verehrt und zur Lebensbewältigung herangezogen. Wer sich unvoreingenommen einen guten Überblick über die europäischen Prophezeiungen verschaffen möchte, dem bietet Stephan Berndt in seinem neuen Werk Countdown Weltkrieg 3.0 ein fundiertes Nachschlagewerk – nicht alles was man liest, wird einem allerdings gefallen!

Stephan Berndt, der sich bereits über zwei Jahrzehnte lang eingehend mit Propheterie und Hellseherei beschäftigt, stellt in seiner Neuerscheinung das aktuelle Weltgeschehen in Relation zu über 5000 Einzelvorhersagen von 250 Sehern und Prophezeiungen. Dabei wird augenscheinlich, dass viele Vorhersehungen unmittelbar mit Ereignissen der jüngeren Geschichte in Einklang gebracht werden können. Umso erstaunlicher, wenn dabei sogar von Geräten, Vorrichtungen oder sozialwissenschaftlichen Zuständen die Rede ist, die zur Zeit der Vorhersage gar nicht existent oder gegeben waren.
In diese Kategorie fällt beispielsweise die Prophezeiung der Seherin von Prag (17. Jahrhundert), die über die Menschen ab dem Jahre 2010 sagte: »Ich sehe sie ein kleines kantiges Ding in den Händen halten, das ihnen Auskunft gibt über alles, was sie wissen wollen.« Andere Seher wie Alois Irlmaier (1894–1959) überraschen ebenfalls mit einer Vielzahl von unerklärlichen »Treffern«. »Zufall«, »falsche Überlieferung« oder schlichtweg »passend konstruiert« sind die am häufigsten benutzten Relativierungs- bzw. Erklärungsversuche – erst recht, wenn es um erschreckende und angsteinflößende Vorhersagen zum Heraufziehen eines Dritten Weltkriegs geht. Dennoch greift in vielen Fällen ein derartiger Schutzmechanismus vor dem Unverständlichen zu kurz. Das bloße Ausblenden unbequemer Möglichkeiten, die einen aus der sicheren Komfortzone des »es ist noch immer gut gegangen« herausreißen, könnte sich als folgenschwerer Fehler herausstellen.


Der Angriff aus dem Osten

Wie schnell sich die Zeiten ändern können, zeigt der Blick gen Osten. Noch vor wenigen Jahren wäre eine mögliche Eskalation mit Russland und ein Kriegsgang auf europäischem Boden als Hirngespinst abgetan worden. Mit der Auflösung der UdSSR Anfang der 1990er-Jahre schien die Gefahr sogar komplett gebannt. Zugleich waren unzählige Seher und Propheten, die in der Vergangenheit vor einem völlig überraschenden militärischen Angriff Russlands warnten, scheinbar ad absurdum geführt worden.

Mit dem Ausbruch der Ukraine-Krise, die sich im Weiteren zur Initialzündung für einen veritablen Flächenbrand herausstellen könnte, wurden die Karten hingegen komplett neu gemischt. Die europäische Prophetie ist schlagartig wieder aktuell und salonfähig geworden. Berndt analysiert dazu 65 Quellen aus der Zeit von 1081 bis 1991 und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass es auffällige Parallelen gibt, die sich nicht auf »abschreiben« oder »zeitliche und räumliche Nähe der Prophezeiungen« zurückführen lassen. So gibt es im Hinblick auf den russischen Angriffskriegwiederkehrende Elemente wie z.B. der Ausbruch zur Getreideernte, Schlachten am Rhein und am Rande des Ruhrgebiets, die Kürze des Krieges, der plötzliche Ausbruch und vor allem die Wiedereinführung der Monarchie.

Besonders hervorzuheben ist eine Aussage von Alois Irlmaier zu Bayern, die 1992 veröffentlich wurde, allerdings auf einen noch früheren Zeitpunkt zurückgeht: »Alsdann kommt eine große Zahl fremder Leute ins Land. Es herrscht eine hohe Inflation. Das Geld verliert mehr und mehr an Wert. Bald darauf folgt die Revolution. Dann überfallen die Russen über Nacht den Westen.« Auch wenn keine konkreten Jahreszahlen angegeben werden, scheint sich aus der Chronologie der Ereignisse ein gewisser Fahrplan ableiten zu lassen. Den Auftakt macht, neben einem massiven Zuzug von »Fremden«, demzufolge der wirtschaftliche Niedergang.

Wirtschaftlicher Zusammenbruch

Es kommt nicht von ungefähr, dass wirtschaftliche Verwerfungen den idealen Nährboden für Kriege bieten. Unzufriedenheit, Armut, soziale Missstände, Neid und gefühlte Ohnmacht suchen sich ein Ventil und entladen sich explosionsartig zunächst auf nationaler – wenn einmal kanalisiert – auch auf internationaler Ebene. Die Blaupause für Deutschland mag die Weimarer Republik in vielen Aspekten liefern, jedoch ist die Welt von heute viel komplexer und verwobener.

So macht es kaum Sinn, einzelne Staaten der Europäischen Union separat zu betrachten, da mit dem Euro eine Gemeinschaftswährung fungiert, die alle in Sippenhaft nimmt. Madame Buchela, auch bekannt als die »Wahrsagerin von Bonn« prophezeite 1983 Deutschland eine schwere Zukunft: »… wird es mit dem Geld böse. Es wird zu einer Inflation kommen, die nicht so schlimm ist, wie die in den zwanziger oder dreißiger Jahren, aber dennoch so, dass man für das Geld nicht mehr viel kaufen kann. Das bedeutet aber nicht, dass die Regierenden in Deutschland das Geld ruiniert haben. Vom Ausland her wird alles kaputtgemacht werden.« Im Anschluss käme es ihrer Vorhersehung nach dann zu einem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung. Ein Zustand, der sich in vielen europäischen Staaten wie Griechenland, Spanien, Italien und Frankreich abzeichnet bzw. bereits fortgeschritten ist.

Dreitägige Finsternis

Ein weiteres Element, das man quasi als konstitutiv für die europäische Prophetie ansehen kann, ist die sogenannte »dreitägige Finsternis«. Über Europa soll sich die Staubwolke im Kriegsjahr kurz vor Beginn des Winters und etwa drei Monate nach Kriegsausbruch während einer kalten Nachtausbreiten. Dieses Einzelereignis wird von den glaubwürdigsten Hellsehern von überall aus Europa und bereits seit mehreren Jahrhunderten übereinstimmend prophezeit.

Während dieser drei Tage soll es dabei zu einem Massensterben kommen, das viel mehr Opfer fordert als der (kurze) Krieg mit Russland. Zu der Anzahl der Opfer werden unterschiedliche Angaben gemacht, wobei hin und wieder von einem Drittel der Bevölkerung die Rede ist. Dabei würde durchaus die Möglichkeit bestehen sich zu schützen, denn der Beschreibung nach wären die Staubpartikel zu groß, um durch Tür- und Fensterritzen zu gelangen. Während man außerhalb geschlossener Räume umgehend ersticken würde, wäre man in Wohnungen und Häusern in Sicherheit.

Vogel Strauß-Taktik?

Die besondere Bedeutung, die dem Werk von Stephan Berndt zukommt, liegt in der Aufarbeitung des immensen Datenmaterials. Statt sich durch einzelne Quellentexte arbeiten zu müssen, bekommt der Leser die wesentlichen Schnittmengen unterschiedlichster Prophezeiungen auf dem Silberteller präsentiert. Zudem projiziert Berndt die Vorhersehungen auf die Gegenwart und stellt somit eine breite Diskussions- und Interpretationsgrundlage. Wer sowieso schon Krisenvorbereitung betreibt und sich auf einiges gefasst macht, der sollte auch unvoreingenommen an diese zugegebenermaßen »schwere Kost« herantreten.

Dies kann durchaus nüchtern-berechnend vonstattengehen. Im Sinne einer »wenn–dann«-Beziehung könnte jeder für sich individuelle »kritische Ereignisse« festlegen, bei deren Eintritt man alle Zweifel über Bord wirft. So ist für Berndt »… das Wichtigste, dass man sich im Ernstfall nicht am falschen Ort befindet.« Immerhin gäbe es, glaubt man der europäischen Prophetie, Gebiete, die in jedem Fall überflutet würden und Gebiete, in denen der Krieg »absolut tödlich wäre«. Warum sollte es schaden, sich die Landkarte diesbezüglich einmal näher anzusehen?





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