Neuer Trend: »Radikal inklusive« Kirchen, die alle Religionen und Lebensweisen einschließen
Michael Snyder
Wenn man so viele Leute wie möglich in seine Kirche bekommen will, warum sollte man sich dann nur auf Christen beschränken? Überall in Amerika schießen heute »radikal inklusive« Kirchen aus dem Boden, die alle Religionen und alle Lebensweisen einschließen. Immer häufiger werden Gottesdienste veranstaltet, die Elemente des Hinduismus, des Islam, der Naturreligion der Indianer und sogar des »Hexenkultes« Wiccamiteinbeziehen. Und selbst wenn man an überhaupt nichts glaubt, ist das für diese Kirchen auch akzeptabel.
Wie wir noch sehen werden, lädt ein presbyterianischer Pfarrer im US-Bundesstaat Oregon seine Kirchgänger sogar dazu ein, »ihren eigenen Gott mitzubringen«. Aber wenn diese Kirchen für eigentlich gar nichts mehr einstehen, welche Bestimmung verfolgen sie dann? Und was sagt die Popularität dieser Kirchen über die Zukunft der Religion in Amerika aus?
Eine solche Kirche, die in der letzten Zeit viel Aufmerksamkeit erhielt, wird von D.E. Paulk geleitet. Der Sohn von Earl Paulk galt lange Zeit als »designierter Nachfolger« an der Spitze einer der größten Kirchengemeinden, einer sogenannten »Megachurch«, in Amerika. Heute veranstaltet er Gottesdienste in einer Kirche, die »alle Gottheiten und Propheten, einschließlich Mohammeds,anerkennt.
»Das Heiligtum für Geist und Wahrheit, das D.E. 2012 gründete, heißt jeden Menschen von Wicca-Anhängern bis zu Atheisten, von Hindus bis Muslimen willkommen und erkennt alle Gottheiten und Propheten, einschließlich Mohammeds, an.›Ein Skandal eröffnet die Möglichkeit, alles hinter sich zu lassen, was einen daran gehindert hat, authentisch zu sein‹, sagte er, ›Es bleibt nur der, der man ist. Die Spielchen haben ein Ende … Wenn es etwas gab, was ich sagen wollte, was aber meiner Ansicht nach für die Kirche nicht hinnehmbar wäre, jetzt ist es an der Zeit, es auszusprechen.‹Nach langer Gewissensprüfung gründete D.E. seine Kirche auf dem Prinzip: ›Christus kann und wird nicht allein der Christenheit vorbehalten sein.«
Paulk erklärt, es gebe keine »Hölle außer der, die man mit seinen eigenen Handlungen hervorruft«, und er ist sehr stolz auf die so vielfältige Ansammlung von Menschen, die gegenwärtig seine Gottesdienste besucht:
»Heute ist diese Kirche in vieler Hinsicht ein Unikum: religionsübergreifend, rassenübergreifend, ein Mosaik von Menschen im tiefen sogenannten Bibelgürtel, wo in vielen Kirchengemeinden noch Segregation praktiziert wird. In dieser Kirche findet man homosexuelle Paare, College-Studenten, Agnostiker, einige Muslime und sogar einen Wicca-Priester.Ein fleckiges Glasfenster über der Kanzel symbolisiert den Geist der Kirche. Es zeigt das christliche Kreuz, das von Symbolen des Judentums, des Islam und des Hinduismus umgeben ist. In der Mitte ist eine Taube abgebildet, die den Geist des Friedens verkörpert, der sie alle miteinander verbindet.«
Ein CNN-Journalist besuchte vor Kurzem einen Gottesdienst von Paulk, und er unterschied sich deutlich von den Gottesdiensten, die man von Earl Paulk früher gewöhnt war:
»Der Gottesdienst machte anfangs den Eindruck eines Pfingstkirchen-Erweckungszelt-Gottesdienstes, nahm dann aber eine ungewöhnliche Wendung. Eine Gruppe von Sängerinnen und Sängern kam auf die Bühne und begann mit einem hypnotischen, tibetanisch buddhistischen Gesang, der den Geist des Mitgefühls wachrief: ›Om Mani Padme Hum‹. Der Gesang wechselte dann zu ›Shanti, Shanti Om‹, einem Hindu-Gebet für Frieden. Als dann das Singen lauter wurde, fielen Trommeln und Bässe ein, als die Sängerinnen und Sänger zu einem muslimischen Gesang über die Herrschaft Gottes übergingen: ›La ilaha il Allah‹ [›Es gibt keinen Gott außer Gott‹, die sogenannte Schahada, das islamische Glaubensbekenntnis.]«
D.E. Paulk steht mit seiner Einstellung keineswegs allein. Überall in Amerika verlassen Prediger gewohnte Wege, um »inklusiver« zu sein. Und wie ich schon am Anfang bemerkte, fordert einGeistlicher in Oregon seine Gottesdienstbesucher sogar auf,»ihren eigenen Gott« mit in die Kirche zu bringen:
»Ein presbyterianischer amerikanischer Geistlicher in Oregon, der selbst von sich sagt, dass er nicht an Gott glaubt – und dies auch nicht von den Mitgliedern seiner Kirche fordert – bemerkte vor Kurzem in einem Artikel, dass er sich von denen angegriffen fühle, die behaupten, er sei kein Christ.›Irgendeiner scherzte, meine Gemeinde sei BYOG (‹Bring Deinen eigenen Gott mit›). Ich habe das aufgegriffen und die Menschen eingeladen, ‹ihren eigenen Gott mitzubringen› − oder auch gar keinen‹, schrieb John Shuk von der Southminster Presbyterian Church in Beaverton in der vergangenen Woche in einem Gastkommentar auf der Internetseite Patheos, ›Da das Symbol Gott Teil unserer kulturellen Tradition ist, kann man es übernehmen oder ablehnen, wie man will.«
Obwohl Shuck öffentlich erklärte, er glaube nicht an Gott, sagt er doch von sich selbst, er sei »noch immer stolz darauf, Geistlicher zu sein«, und er fühle sich beleidigt, wenn man behaupte, er sei kein Christ:
»Am Dienstag wiederholte Shuck sein Bekenntnis zum Unglauben in seinem Artikel›Ich bin ein presbyterianischer Geistlicher, der nicht an Gott glaubt‹, in dem er behauptet, ›Christentum ohne Glauben ist ein Erfolg‹.›Wir alle wurden dazu erzogen zu denken, dass es im Christentum darum gehe, Dinge zu glauben‹, schrieb er, ›Seine Symbolik und seine Artefakte (Gott, die Bibel, Jesus, der Himmel usw.) müssen in bestimmter Weise geglaubt werden. Und wenn sich die Zeiten ändern, und diese Glaubensinhalte nicht länger glaubwürdig sind, bleibt uns nur die Wahl, sie entweder abzulehnen oder zum Fundamentalisten zu werden.‹Aber obwohl er es ablehnt, die Bibel wörtlich zu nehmen und auch die Existenz von Himmel und Hölle bestreitet, fühlt er sich persönlich beleidigt, wenn Menschen ihm erklären, er sei kein Christ.›Trotz dieser Glaubensüberzeugungen bin ich immer noch stolz darauf, Geistlicher zu sein. Aber ich lehne es ab, wenn man mir sagt, ich sei kein wirklicher Christ‹, erklärte er, ›Viele liberale oder fortschrittliche Christen haben bereits den Glauben an einen Himmel abgelegt oder zumindest seine Bedeutung heruntergespielt. [Gleiches gilt] für eine wörtliche Auslegung der Bibel, [die Überzeugung,] dass Jesus ein übernatürliches Wesen und das Christentum der einzige Weg [zur Erlösung] sei. Dennoch sehen sie sich als praktizierende Christen.‹«
Auch im Nordwesten der USA probieren Geistliche ähnliche Herangehensweisen, wie der folgende Ausschnitt aus einem Artikel in der New York Times zeigt:
»Gekleidet in schicken karierten Pazifik-Nordwest-Flanell und mit einem Glas mit ›Raketentreibstoff‹-Kaffee, wie er für Starbucks typisch ist, fährt Steven Greenebaum eines Sonntagvormittags im vergangenen Monat mit seinem Prius auf den Parkplatz der Mittelschule. Dann verwandelt er die Cafeteria der Schule in einen Altarraum und sich selbst in einen Geistlichen.Er trägt liturgische Gewänder, die mit den Symbolen zahlreicher Religionen geschmückt sind. Dann baut er ein tragbares Bücherregal auf und stellt die hebräische Bibel neben den Koran und daneben zwei Bände des ›Humanistischen Manifests‹ und das Buch ›Der Schwarze Elch spricht‹ mit Sioux-Weisheiten. Kerzen, Steine, Glocken und Blumen verzieren den improvisierten Altar.Einige Gemeindemitglieder kommen herein und helfen. Darunter befinden sich etwa Steve Crawford, der seine Jugend in der Missionsgesellschaft ›Campus für Christus‹verbrachte, und Gloria Parker, die als Lutheranerin aufwuchs und später einen Katholiken heiratete, sowie Patrick McKenna, der als Zeuge Jehovas erzogen wurde und sich heute selbst als Heiden bezeichnet.«
Andere Kirchen versuchen »inklusiver« zu werden, indem sie alternative Lebensweisen mit offenen Armen begrüßen. So beschloss eine der größten evangelikalen Kirchen in San Francisco, ihreHaltung gegenüber der Lesben-Schwulen-Bisexuellen und Transgender-Szene (LBGT) zu ändern:
»Die City Church in San Francisco hat nun ihre Haltung, LBGT-Mitglieder auszuschließen, die nicht bereit oder in der Lage sind, zölibatär zu leben, aufgegeben.Was führte zu diesem Sinneswandel in der City Church? Offenbar hat das Buch Ein Brief an meine Gemeinde von Ken Wilson einen wesentlichen Teil dazu beigetragen. Fred Harrell, leitender Pastor der City Church, ist der Auffassung, dieses das Denken verändernde Buch ›zeigt große Empathie und Reife, Eintracht und Geduld denen gegenüber zu empfinden, die im Gespräch unterschiedliche Ausgangspositionen einnehmen, während sich alle ernsthaft mit der Schrift auseinandersetzen‹.›Unsere pastorale Praxis der Forderung eines lebenslangen Zölibats, wobei wir darunter verstehen, dass man für den Rest seines Lebens seine sexuelle Orientierung nicht auslebt, hat offensichtlich viel Leid hervorgerufen und nicht zum Gedeihen der Menschen geführt‹, hatte Harrell in einem Brief an die Kirche im Namen des Ältestenrates geschrieben, ›Leider haben wir den Begriff ‹Zölibat› dazu benutzt, eine Forderung gegenüber anderen zu beschreiben, während es sich nach der Schrift, wie es von Jesus und Paulus gesagt wurde, um eine besondere Gabe oder Aufforderung von Gott, und nicht um eine Möglichkeit für jeden handelt.‹«
Aber wenn die Menschen einfach »glauben können, was sie wollen«, was macht diese Kirchen dann noch zu »christlichen« Kirchen? Wir leben in einer Gesellschaft, in der es allgemein üblich geworden ist, »seinen eigenen Weg zu suchen und zu gehen«, und in der niemand etwas tun oder äußern will, das möglicherweise einen anderen »beleidigen« könnte.
Nehmen wir beispielsweise die Art und Weise, wie eine CNN-Journalistin ihre Wandlung von einer »Christin« zu einer »nach spiritueller Erleuchtung Suchenden« beschrieb:
»Nach Jahren des spirituellen Nachdenkens und innerer Prüfung habe ich nun einen [geistigen] Ort erreicht, an dem ich keine Schuldgefühle mehr entwickeln oder mich als heuchlerisch, voreingenommen engstirnig oder arrogant empfinden will. Wo stehe ich also heute – 30 Jahre, nachdem ich ›Gott gefunden‹, meinen Glauben in Frage gestellt, Sünden begangen, nach gefährlichen Abenteuern gesucht und versucht habe, mein Leben und meine Mitmenschen so gut ich kann, zu lieben?Ich bin eine ›Suchende‹. Eine ständige Sucherin in dieser Welt, unter den Menschen und natürlich nach spiritueller Erleuchtung aller Art. Denn wenn ich die Wahrheit besäße – die ›endgültige Antwort‹ − würde ich, davon bin ich überzeugt, in den restlichen Jahren meines Lebens die Bereicherung und die Überraschung des Strebens nach ihr vermissen.«
Das sind schöne Worte. Aber man hat fast den Eindruck, als fürchte sie sich eigentlich vor der Wahrheit. Es ist fast so, als ob sie sie gar nicht finden will, weil sie vielleicht jemanden beleidigenoder kränken würde, wenn sie es täte.
Letztlich ist diese CNN-Journalistin so wie viele andere Amerikaner auch. Die meisten Menschen glauben schließlich genau das, was sie glauben wollen. Und diese Journalistin will Einstellungen vermeiden, die sie für »Schuldgefühle auslösend, heuchlerisch, voreingenommen, engstirnig oder arrogant« hält.
Natürlich gibt es Tausende und Abertausende christlicher Geistlicher im ganzen Land, die das gleiche wollen. Sie benutzen niemals das Wort Sünde, weil sie verhindern wollen, dass die Menschen eine negative Einstellung sich selbst gegenüber gewinnen. Und sie vermeiden alle Diskussionen über kontroverse Dinge, weil sie erreichen wollen, dass die Menschen wiederkommen und weiterhin spenden. Und so verbreiten sie in ihren Predigten, wie wundervoll jeder sei und wie Gott jeden von uns dabei unterstützen wolle, unser »Schicksal zu erfüllen« und sehr reich zu werden.
In der Zwischenzeit geht unser Land weiter den Bach herunter. Aber in der Heiligen Schrift werden wir gewarnt, dass ein solcher Tag kommen wird:
»Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wird der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden. (2. Timotheus 4:3-4)«
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